von Mag. a (FH) Veronika Hohmann-Kurzenkirchner
Sexuelle Belästigung begegnet uns im Alltag. Sie ist in einem Machtkontext zu sehen und nicht als ‚Flirt‘, der Begegnung auf Augenhöhe voraussetzt. Verbale, psychische wie physische Übergriffe – sexuelle Belästigung hat viele Gesichter.
Betroffene Frauen schweigen oft, fürchten, nicht ernst genommen, als hysterisch, humorlos abgestempelt zu werden. Auch Scham ist ein Grund: Übergriffe anzusprechen bedeutet auszusprechen, gedemütigt worden und nicht in der Lage gewesen zu sein sich zu wehren. Oft sind Betroffene unangebrachten Reaktionen aus dem Umfeld ausgesetzt: Die Rede ist dann von Selbstverschuldung („Warum bist du nicht einfach gegangen?“), fehlender Schlagfertigkeit („Nicht gekontert?“), Empfindlichkeit („Mir hätte das jetzt weniger ausgemacht!“). Auch eine Rollenumkehr ist keine Seltenheit. So finden sich Betroffene in dem Umstand wieder, sich für das Aufzeigen der Grenzüberschreitung rechtfertigen zu müssen, während Täter formulieren, frau habe etwas missverstanden, habe eine Erinnerungstrübung, stelle Behauptungen auf: Es wird versucht, die Glaubwürdigkeit und Wahrnehmung zu untergraben.
Ob ein Verhalten belästigend ist, bestimmt die Person selbst und „liegt vor, wenn ein der sexuellen Sphäre zugehöriges Verhalten gesetzt wird, das die Würde einer Person beeinträchtigt oder dies bezweckt, für die betroffene Person unerwünscht, unangebracht, entwürdigend, beleidigend oder anstößig ist“. Das Gesetz ist hier eindeutig. Täter sind aus ihrer Eigenverantwortlichkeit in der Wahrnehmung der Grenzen anderer nicht zu entlassen.
Tips Braunau, Jänner 2015
Frauen-Tips-Jänner (PDF)